SEO und guter Journalismus – passt das zusammen? Teil 2: Überschriften
Mit Suchmaschinenoptimierung oder englisch Search Engine Optimization (SEO) sollen Beiträge im Internet besser von Suchmaschinen gefunden, höher bewertet und weiter vorne bei den Suchergebnissen angezeigt werden. Doch was bedeutet das für journalistische Texte? Im zweiten Teil der Serie „SEO und guter Journalismus – passt das zusammen?“ geht es um Überschriften.
Nichts gegen gute Überschriften
Eine gute Überschrift zieht den Leser in den Text. Das gilt zunächst sowohl für journalistische Meldungen wie für SEO-Texte.
Für Suchmaschinen optimierte Überschriften haben jedoch oft einen sehr ähnlichen Klang und wirken immer wieder sehr boulevardesk.
Doppelpunkte und Zahlen
Das liegt unter anderem daran, dass die einschlägigen Ratgeber empfehlen, das Keyword in die Überschrift zu ziehen und dort möglichst weit vorne zu platzieren. Das führt dann zu vielen Doppelpunkt-Konstruktionen:
(1) Sommerurlaub: Die fünf besten Tipps für ihre nächste Reise
(2) Helene Fischer: Trennung von Florian Silbereisen
(3) Die Meldung: Fünf Gründe warum sie so wichtig ist
Wichtig sind zudem Zahlen, die für eine höhere Platzierung des Textes sorgen sollen wie in den Beispielen (1) und (3).
Wünsche, Versprechen und Erwartungen
Oft wecken SEO-Überschriften zudem Wünsche und Erwartungen oder enthalten simple Anleitungen:
(4) Ciao Rückenprobleme – schmerzfrei ohne Medikamente
(5) Geld sparen und richtig reich werden
(6) Jeff Bezos: Endlich verrät er sein Geheimnis
Mit seriösem Journalismus, der die unparteiische Information in den Vordergrund stellt, haben solche Überschriften in der Regel nicht mehr viel zu tun.
Fazit
Wer sich bei Überschriften dem SEO-Stil unterwirft, begibt sich in ein sprachliches und formales Korsett und beraubt sich selbst vieler kreativer Möglichkeiten.
Haben Sie Fragen oder Anregungen? Diskutieren Sie mit mir oder kontaktieren Sie mich!
Zum Hintergrund: In der vierteiligen Serie „SEO und guter Journalismus – passt das zusammen?“ geht es um Keywords (1), Titel (2), Teaser (3) und Algorithmen (4).
Die hier aufgeführten Thesen stammen in weiten Teilen aus meinem gerade erschienenen Buch: „Das Wichtigste zuerst. Meldungen schreiben in Zeiten von Twitter, Fake News und Roboter-Journalismus“. Das Buch gibt es im Buchhandel (online und stationär) oder direkt und versandkostenfrei im BOD-Buchshop.
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