SEO und guter Journalismus – passt das zusammen? Folge 1: Keywords
Um sich heute von der Masse der Informationen im Internet abzuheben, hilft es nicht allein, gute Texte zu schreiben. Ein großer Teil des Nachrichtenverkehrs im Netz wird über Suchmaschinen – in der Regel Google – abgewickelt. Wer hier gefunden werden will, muss sich anpassen. Das Stichwort heißt Suchmaschinenoptimierung, oder englisch Search Engine Optimization (SEO).
Für alle, die auf diesem Gebiet (noch) keine Experten sind: Mit SEO werden Maßnahmen bezeichnet, die dafür sorgen sollen, dass Webseiten und deren Inhalte bei den Suchmaschinen auf vorderen Plätzen erscheinen. Durch das bewusste Beeinflussen dieser Platzierungen von Inhalten bei Suchmaschinen soll deren Reichweite erhöht werden.
Das betrifft auch journalistische Nachrichten. Wenn ein Journalist möchte, dass seine Texte von Suchmaschinen im vorderen Bereich angezeigt werden und damit womöglich von mehr Menschen als sonst gelesen werden, muss er bestimmte Aspekte berücksichtigen. Aber was bedeutet es für einen Journalisten?
In vier Folgen zu den Themen Keywords (1), Titel (2), Teaser (3) und Algorithmen (4) beleuchte ich verschiedene SEO-Aspekte mit Blick auf ihre Verträglichkeit mit journalistischen Qualitätskriterien.
Keyword-Dichte
Ein Keyword (Schlüsselwort) ist eine Texteinheit, die entweder im Text selbst vorkommt oder mit der ein Text verschlagwortet werden kann. Dabei kann es sich sowohl um ein Wort als auch um die Kombination mehrerer Wörter, Zahlen oder Zeichen handeln. Üblicherweise wird eine Internetseite für ein bis drei Suchwörter optimiert. Das soll helfen, dass sie besser gefunden wird, wenn ein User im Internet nach diesen Begriffen sucht.
Optimiert bedeutet, dass diese Wörter besonders häufig vorkommen müssen. Als Ausdruck dafür hat sich die deutsch-englische Hybridkonstruktion Keyword-Dichte (Keyword Density) eingebürgert. Das ist der prozentuale Anteil, mit der ein Keyword in einem Text vorkommt. Eine Keyword-Dichte von 2 Prozent bedeutet also, dass unter 100 Wörter zweimal das Keyword vorkommt.
Zuviel schadet – aber was ist das richtige Maß?
Was die optimale Keyword-Dichte für Webseiten angeht, so gehen die Aussagen allerdings weit auseinander. Manche sehen einen Wert von über 2,0 Prozent schon als ausreichend an. Andere schwören auf einen Wert zwischen drei und fünf Prozent.
Eine zu große Dichte kann dazu führen, dass die Seite im Ranking der Suchmaschinen herabgestuft wird. Manche behaupten, dass Google ab einer Schlüsselwort-Dichte von sieben Prozent eine Seite als Spam abstraft. Wieder andere behaupten, dass eine Keyword-Dichte bis zu zwölf Prozent vollkommen in Ordnung sei.
Beispiel: Keyword Clan, 141 Wörter, Keyword-Dichte 1,42 Prozent (141 Wörter)
Mit einer großangelegten Razzia im Ruhrgebiet ist die Polizei in der Nacht von Samstag zu Sonntag gegen Clan-Kriminalität vorgegangen. 1.300 Polizisten waren laut NRW-Innenministerium im Einsatz. Die Ergebnisse wollte die Behörde am Sonntagmittag präsentieren. Unter anderem in Dortmund, Essen, Duisburg, Recklinghausen und Gelsenkirchen durchsuchten Beamte Shisha-Bars, Wettbüros, Cafés und Teestuben. Bei den Kontrollen suchte die Polizei – unterstützt von Zoll und Finanzbehörden – nach Beweisen für Geldwäsche, Steuerhinterziehung und Schwarzarbeit. „Die kriminellen Clan-Mitglieder sollen merken, wir lassen sie nicht in Ruhe – zu keiner Zeit und an keinem Ort“, sagte Innenminister Herbert Reul (CDU), der bei den Maßnahmen vor Ort war. Bisher wurde bekannt, dass die Polizei in der Nacht unverzollten Tabak sichergestellt und mehrere Shisha-Bars wegen zu hoher Belastung mit Kohlenmonoxid geschlossen hat. In Essen wurde nach Angaben der Polizei eine Person festgenommen, die 9.000 Euro bei sich führte.
(Quelle: tagesschau.de, abgerufen am 13.01.2019, 11.09 Uhr, https://www.tagesschau.de/regional/nordrheinwestfalen/razzia-clans-ruhrgebiet-103.html)
Zum Ausprobieren:
- SEOptimieren Sie den Text! Bringen Sie das Keyword „Clan“ drei weitere Male in dem Text unter, um auf eine Keyword-Dichte von über 3 Prozent zu kommen.
- Und im nächsten Schritt bringen Sie als zweites Keyword noch „Razzia“ zwei zusätzliche Male unter.
- Frage: Wie liest sich der Text dann?
Fazit:
Der Grundgedanke, dem Leser die Schlüsselbegriffe zu vermitteln, ist durchaus sinnvoll. Dabei können auch Wiederholungen dosiert angewendet werden. Eine hohe, SEO-getrimmte Keyword-Dichte widerspricht jedoch den journalistischen Qualitätskriterien. Sie macht den Text schlichtweg redundant.
Haben Sie Fragen oder Anregungen? Diskutieren Sie mit mir oder kontaktieren Sie mich!
Zum Hintergrund: Die hier aufgeführten Thesen stammen in weiten Teilen aus meinem gerade erschienenen Buch: „Das Wichtigste zuerst. Meldungen schreiben in Zeiten von Twitter, Fake News und Roboter-Journalismus“. Das Buch gibt es im Buchhandel (online und stationär) oder direkt und versandkostenfrei im BOD-Buchshop.
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